Fulda (cif). Bei einem Fachtag der Caritas-Altenhilfe, den der Caritasverband für die Diözese Fulda in Kooperation mit der Hochschule Fulda kürzlich durchführte, und der - ausgebucht mit 72 Teilnehmenden - in Fachkreisen weit über die Region Fulda hinaus auf großes Interesse gestoßen war, beschäftigte man sich mit der aktuellen angespannten Pflegesituation in Deutschland und dem vom Gesetzgeber beschlossenen Ansatz, diese nicht allein durch Aufstocken des Personals, sondern - verbunden damit - auch durch Optimierung des Personal-Mixes in den Pflegeeinrichtungen zu verbessern.
Organisatoren und Akteure des Fachtags: (v. li.) Caritas-Altenhilfe-Ressortleiterin Claudia Pfeffer, Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch, die Fachtags-Hauptreferenten Thomas Kalwitzki (Uni Bremen) und Nadja Noll (HS Fulda) sowie Veranstaltungsmoderator Oliver Krah.C. Scharf/Caritas FD
Seit die Pflegeversicherung eingeführt worden ist, so einer der beiden Hauptreferenten beim Fachtag, der Diplom-Gerontologe Thomas Kalwitzki von der Universität Bremen, sei diese immer wieder in mehreren Schritten reformiert worden. Grund für die regelmäßigen Nachjustierungen sei stets die demografische Entwicklung in Deutschland gewesen, die sich sogar doppelt auswirke: Denn immer mehr alte Menschen mit Pflegebedarf stünden immer weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter gegenüber. So sei der neue Ansatz jetzt, den Bedarf an (Fach-)Kräften auf den Prüfstand zu stellen und sodann von den Synergien eines konsequent kompetenzorientierten Personaleinsatzes zu profitieren.
Abschluss-Diskussionsrunde: Moderator Oliver Krah gab Fragen aus dem Plenum weiter an seine Podiumsgäste Antje Gade, Thomas Kalwitzki und Daniel Funke. C. Scharf/Caritas FD
In seiner Begrüßung aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatte zunächst Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch die Bedeutung des Themas "Personalmix der Zukunft" für die Altenpflege grundsätzlich eingeordnet: Pflegekräftemangel sei überall zu spüren, das Personal sei - seit Corona ohnehin - oft übermäßig stark gefordert. Juch dankte den Organisatoren des Fachtags um Altenhilfe-Ressortleiterin Claudia Pfeffer, dem Moderator der Veranstaltung, Caritas-Altenhilfe-Referent Oliver Krah, sowie den beiden Gastreferenten, dem bereits erwähnten Thomas Kalwitzki und Nadja Noll (Hochschule Fulda) und wünschte den Teilnehmenden eine fruchtbare Auseinandersetzung mit der "schwierigen, aber spannenden und gleichermaßen wichtigen Materie". Für die breite Öffentlichkeit, so Juch, sei es bei allen Modifizierungen und Neuerungen im Bereich der Pflegeversicherung vor allem wesentlich zu wissen, dass "…wir sagen können: Ja, eine Pflegeversorgung für alle diejenigen, die Hilfe benötigen, sowie die hohe Pflegequalität bleiben für uns weiterhin das oberste Gebot unseres Tuns!"
Referent Kalwitzki führte in seinem Vortrag sodann weiter aus, warum die Personalbemessung für die Sicherung des Pflegesystems so elementare Bedeutung hat, auch wenn, wie er einräumte, momentan gar nicht alle angebotenen Stellen in der Altenpflege unmittelbar besetzt werden können. Eine qualifikationsdifferenzierte Arbeitsorganisation in der Pflege, so Kalwitzki weiter, würde es den Einrichtungen ermöglichen, das Ziel einer ganzheitlichen Pflege realisieren zu können. Dementsprechend seien die Einrichtungen gut beraten, auch in der derzeitigen (noch) personell angespannten Situation die Arbeitsorganisation bereits umzustellen.
Eine Methode, die benötigten Pflegekräfte "ins System" zu bekommen, ist es, auch ausländische Kräfte verstärkt einzubeziehen. Über das Thema "Internationalisierung der beruflichen Pflege - Anwerbung internationaler Pflegefachkräfte als ergänzende Strategie zur Fachkräftesicherung" sprach die zweite Referentin, Nadja Noll. Sie betonte, dass diese Integration ausländischer Fachkräfte eben kein "Selbstläufer" sei. Wichtig seien daher die gute Vorbereitung und Begleitung der nötigen Integrationsprozesse. In einem Projekt des regionalen Innovationszentrums Gesundheit und Lebensqualität (RIGL Fulda) hatte die Hochschule Fulda gemeinsam mit dem Caritasverband und weiteren Praxispartnern an Ansätzen gearbeitet, diese Prozesse zu optimieren, um Frustrationen bei den ausländischen Arbeitskräften wie auch bei den aufnehmenden Pflegeinrichtungen im Rahmen der beruflichen Integration weitgehend zu vermeiden.
Hessen setzt im Übrigen mit seinem "Pflege-Qualifizierungs-Zentrum Hessen (PQZ Hessen)" mit Sitz in Marburg, einer deutschlandweit einmaligen Institution, ganz besonders stark auf eine erfolgreiche Anwerbung ausländischer Pflegekräfte. Sowohl diejenigen Personen, die sich aus dem Ausland bewerben, wie auch solche Einrichtungen, die gerne ausländische Pflegekräfte beschäftigen wollen, erhalten aus dem PQZ Unterstützung, damit Transfer und Integration der ausländischen Bewerber gelingen und die Qualifikationen zügig geprüft und anerkannt werden können.
Das PQZ Hessen hatte sich mit einem Informationsstand während des Caritas-Fachtages präsentiert. In der Abschlussrunde der Veranstaltung, bei der Moderator Krah zuvor eingereichte Fragen aus dem Plenum in die Diskussion mit aufnahm, konnte Antje Gade vom PQZ ihre Angebote und die Strategie zur erfolgreichen Einbeziehung von ausländischen Pflegekräften nochmals erläutern. Ein weiterer Diskutant in der Schlussrunde war neben dem Bremer Referenten Kalwitzki Daniel Funke vom Altenhilfemanagement Main-Kinzig-Kreis, der als Vertreter einer Organisation mit eigenen Einrichtungen zum Abschluss der Veranstaltung nochmals einen weiteren wesentlichen Blickwinkel in die Fachdiskussion um den Personal-Mix der Zukunft in Pflegeeinrichtungen mitbrachte.
Die Caritas-Altenhilfe Fulda wird weitere Fachtage mit aktuellen Fragestellungen aus dem Arbeitsfeld der Pflege anbieten.